Beitrag vom 20.02.2022:
Heute morgen habe ich einmal alte Tagebücher aus einer Kiste hervorgeholt. Ich habe in der Vergangenheit immer nur sporadisch geschrieben und habe nun bewusst bemerkt, warum das so ist.
Diese alten Tagebücher enthalten alle lediglich Abfolgen von Handlungen ("Lateinarbeit geschrieben, Zimmer aufgeräumt, beim Training gewesen"), wen ich getroffen oder besucht habe und Aufzählungen, wie oft ich trainiert habe oder wie viele Kalorien ich an diesem bestimmten Tag zu mir genommen habe.
Aber außer ganz seltenen Einträgen wie "Fete war gut" oder "Trainingslager war schön" gibt es kaum Einträge, wie ich mich gefühlt oder was ich gedacht habe.
Eigentlich hatte ich die Tagebücher relativ gut vor meinem "inneren Auge", aber es SO bewusst wahrzunehmen, hatte heute morgen noch einmal eine andere Qualität. Es ist schon traurig, wenn am Ende eines Lebens nicht mehr an Erinnerungen übrigbleibt, als dass man 17 x in einem Monat trainiert, sein Gewicht weitgehend gehalten und offenbar regelmäßig den Haushalt erledigt hat.
Ich habe das Tagebuchschreiben daher irgendwann komplett unterlassen, weil es unbewusst wohl zu deprimierend war, dass ich meinem Leben nicht mehr Sinn gegeben, sondern mich überwiegend bemüht habe, für die Menschen in meiner Umgebung zu funktionieren und zumindest für sie etwas Gutes zu tun oder zu helfen.
Glücklicherweise habe ich die Chance bekommen, in den letzten zwei Jahren Menschen zu treffen, die mir geholfen haben, meine Denkmuster aufzubrechen und mir des hohen Wertes bewusst zu werden, den mein eigenes Leben darstellt. Und zu spüren und zu erfahren, was für eine Veränderung es mit einem selbst macht, wenn man sein Leben FÜHRT und nicht einfach "geschehen lässt"...
Gestern erhielt ich von einem sehr netten Menschen eine Whatsapp mit einem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916):
"Nur der Denkende erlebt sein Leben, am Gedankenlosen zieht es vorbei."
Das hat mich den Tag gestern sehr beschäftigt und wahrscheinlich auch die Suche nach den Tagebüchern ausgelöst, um mir Gewissheit zu verschaffen, dass ich in der Vergangenheit auch eher gedankenlos war oder mich und meine Gedanken für nicht so wichtig und wert gehalten habe, sie aufzubewahren.
Aber es war ein Irrtum, meine Person und meine Gedanken nicht wertzuschätzen! Ich glaube, wenn sich mehr Menschen wirklich mal mit ihren Gedanken und Wünschen auseinandersetzen würden, könnten sie viel tiefere und schönere Gedanken bei sich entdecken als es der Fall ist, wenn sie sich nur von Netflix oder Fernsehen berieseln lassen. Ich finde es jedenfalls sehr spannend und bereichernd, mein irdisches Leben auf diese Weise noch einmal völlig neu zu entdecken, bevor ich irgendwann sterbe.
Beitrag vom 13.02.2022:
In den letzten Monaten ist mir erstmals bewusst geworden, WIE SEHR mich das Thema „Leben und Tod“ innerlich oder unbewusst beschäftigt – und zwar eigentlich schon über vierzig Jahre.
Damals ist eine Mitschülerin und Freundin von mir bei einem Autounfall ums Leben gekommen – plötzlich war sie einfach nicht mehr da, als wir am Montagmorgen zum Unterricht kamen! Sie war als Beifahrerin in einem kleinen NSU-Prinz bei einer vereisten Stelle von der Straße abgekommen und vor einen Baum geprallt – das Auto war völlig zerstört – sie war sofort tot. Ich hatte das Bild morgens in der Zeitung gesehen, gedacht „wie schrecklich“ und bis zum Eintreffen in der Schule keine Ahnung gehabt, dass es mich irgendwie betrifft.
Am schlimmsten fand ich damals die Vorstellung, plötzlich zu sterben, ohne den Menschen, die mir etwas bedeuten, noch einmal danken oder ihnen sagen zu können, was ich an ihnen gemocht oder geliebt habe, ohne es jemals gesagt zu haben.
Diese Gedanken habe ich aber für mich behalten und fand auch später keine Lösung für dieses „Problem“. Mir ist aber auch niemand eingefallen, mit dem ich darüber reden konnte; außerdem dachte ich, dass mich sowieso alle für durchgedreht halten, wenn ich sage, dass ich über SO etwas nachgrübele, weil ich niemanden kannte, der sich DIESE Gedanken machte.
Als meine Tochter dann geboren wurde, war meine größte Sorge, dass ich sterben könnte, bevor sie auf eigenen Füßen steht.
Und so waren die ganzen Jahre zumindest im Unterbewussten immer auch mal von solchen Angstgedanken durchzogen. Im Buddhismus habe ich dann zumindest die Vorstellung kennengelernt, dass ALLES als irgendeine Form von Energie Teil des Universums ist, keine Energie verloren geht und dadurch alles mit allem durch die drei Zeiten (Vergangenheit- Gegenwart – Zukunft) miteinander verbunden ist. Der Haken an der Sache war nur, dass ich das mit der Energie nicht „fühlen“ konnte – es war für mich irgendwie abstrakt, mir einen Menschen nach seinem Tod als irgendeine Form von Energie vorzustellen.
Mit den Erkenntnissen aus den Bibelstunden oder auch den Predigten in der christlichen Gemeinde in den letzten fünf Monaten weiß ich heute, dass es im Hinterkopf immer den Gedanken an eine unzerstörbare, unverwesliche Seele gab, den ich seit meiner katholisch geprägten Kindheit eigentlich nie aufgegeben habe – also auch nicht in der Zeit, in der ich den Buddhismus praktiziert habe (wahrscheinlich blieb deshalb in dieser Zeit auch immer ein Stück Skepsis?).
Die ganz konkrete Arbeit mit der Bibel in den Bibelstunden hat mir die christliche Lehre in ungeahnter Weise nahegebracht – insbesondere im Johannes-Evangelium Kapitel 1, 1-18, Kapitel 6, 22-59, Kapitel 8, 12-35 und Kapitel 10, 1-30 habe ich für mich Gewissheit gefunden, dass es auch für mich eine "Erlösung" gibt. Wenn man versucht, sein Leben an dem Vorbild von Jesus auszurichten und Jesus´ eigenes Opfer für die Menschen dankbar anzunehmen, dann HAT man ewiges Leben – und das sogar schon jetzt und hier auf Erden. Ich muss nicht durch ein „Jüngstes Gericht“ – ich bin schon gerettet.
Das glauben zu können, fand ich sehr befreiend. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass ich damit auch meine Sorgen um mich, was mir passieren könnte oder was nach mir kommt, loslassen konnte, denn es wird immer weitergehen…
Um meine kreisenden Gedanken über "Unausgesprochenes" loszuwerden, habe ich mir einen kleinen Geschenkkarton, hübsches Briefpapier und Umschläge gekauft und allen Menschen, die mir etwas bedeuten, Briefe geschrieben. Diese Briefe bewahre ich nun in dem Karton auf, kann sie nach Belieben verändern und / oder ergänzen oder weitere Briefe hinzufügen. Außerdem habe ich im schriftlich festgelegt, wie ich beerdigt werden möchte und was mir für meinen Beerdigung wichtig ist.
Und somit kann ich ab sofort im Hier und Jetzt und gleichzeitig schon EWIG leben! Egal, wann das Schicksal mich ereilt – ich muss nichts bedauern und es gibt kein „zu spät“. Natürlich bemühe ich mich, schon im „Echtbetrieb“ wahrhaftig zu sein und Menschen respektvoll zu behandeln und ihnen jetzt schon etwas Nettes zu sagen. Aber für den Fall, dass ich doch was vergessen habe (und das habe ich garantiert!), gibt es zumindest noch meine Briefe :)
Und so stelle ich fest, dass ich noch nie so sorglos gelebt habe; ein phantastischer Zustand, wenn Sie mich fragen :)
Beitrag vom 12.06.2021:
Gestern habe ich erfahren, dass ein sehr lieber Mensch aus meiner Verwandtschaft vor ca. 1,5 Monaten die Diagnose Brustkrebs erhalten hat. Inzwischen hat sie schon zwei Operationen überstanden und bereitet sich auf ihre Chemotherapie vor, die sich über den Rest des Jahres erstrecken wird.
Das war für mich ein richtiger Schock! Zum einen schaudert es mich allein bei den Begriffen, die dann fallen ("Stanzbiopsie, Port legen, Gewebewasser rausziehen"), weil ich mir schon die Schmerzen, die die Eingriffe verursachen, ziemlich fies vorstelle; zum anderen empfinde ich es als eine der schlimmsten Situationen, wenn einem mit so einer Diagnose zunächst einmal der Boden unter den Füßen weggezogen wird und das Leben sich von einer Sekunde auf die andere verändert.
In diesen Momenten merkt man meistens erst, WIE WERTVOLL sein Leben ist und wie nebensächlich vieles ist, über das wir uns so gerne im Alltag aufregen. Ich nehme mich da absolut nicht aus, auch wenn ich schon auf einem sehr guten Weg bin und für viele kleine Dinge echte Dankbarkeit empfinden und mich im Großen und Ganzen als "glücklich" bezeichnen kann. Trotzdem hadere ich gerade im Sommer damit, dass ich nicht so schön braun werde wie andere oder meine Beine nicht modellmäßig schlank sind. Eine gute Freundin hat mir aber gerade gestern noch geschrieben, dass ich solche Gedanken mal endlich über Bord werfen und das Leben mit allen Facetten so genießen soll, wie es sich mir bietet.
Angesichts der Situation meiner Verwandten habe ich das gestern wie eine Art "Weckruf" empfunden.
Es ist SO wichtig, seinen Körper und sein Leben so anzunehmen, wie es gerade ist, gleichzeitig aber dafür zu sorgen, dass man immer nach dem bestmöglichen Weg strebt.
Und der bestmögliche Weg ist im Bezug auf den Körper sicherlich, ihm gute Nahrung zuzuführen, ausreichend zu schlafen und sich zu bewegen und ihn nicht durch eine ungesunde Lebensweise (zu viel Fette, Zucker, Alkohol oder andere schädliche Dinge) zu überfordern. Die Reparaturmöglichkeiten des Körpers sind nun einmal vermutlich begrenzt und man sollte ihn sicher nicht überstrapazieren, weil ja auch noch Krankheiten aus heiterem Himmel (wie z.B. der Krebs meiner lieben Verwandten) auftreten können, die auch noch gemeistert werden müssen.
In Bezug auf das Leben allgemein ist der bestmögliche Weg wahrscheinlich ein Leben ohne Neid, aber mit Mitgefühl, Toleranz, Rücksichtnahme und Akzeptanz.
Und so habe ich mich gerade gestern wieder gefragt, warum wir diese Werte oft erst erkennen, wenn wir mit einer möglicherweise tödlich verlaufenden Krankheit oder einem anderen Schicksalsschlag (z.B. Unfalltod eines nahestehenden Menschen) konfrontiert werden. Ich denke, wir sollten immer wieder versuchen, uns die schönen Seiten unseres Lebens vor Augen zu führen und an dieser Haltung zu arbeiten.
Im Buddhismus gibt es einen Ausspruch Nichiren Daishonins: "Überwinde dein gestriges Selbst!"
In diesem Sinne werde ich auch heute wieder "trainieren" und an meiner persönlichen Entwicklung arbeiten :)
Beitrag vom 20.12.2020:
In dieser Woche habe ich beim Aufräumen meiner "Galerie" auf dem Handy mir mal wieder ein Video angesehen, dass ich im April 2020 zugesandt bekommen habe. Da ich es nicht mag, mit Videos "zugemüllt" zu werden, lösche ich sie eigentlich immer. Aber diesen "Brief von Covid" fand ich sehr ergreifend und habe ihn behalten. Das Video wurde zu einer Zeit erstellt, als es in Italien im März immer schlimmer wurde.
Dieser Brief spricht mir sehr aus dem Herzen, da auch ich das Gefühl habe, dass vielen Menschen tatsächlich nicht (mehr?) bewusst ist, was (ihnen) im Leben wichtig ist. Anders lässt es sich nicht erklären, dass inzwischen viele Psychologen in Deutschland ansteigende Fallzahlen von Depressionen melden und täglich in verschiedenen Medien diskutiert wird, "was Covid mit uns macht".
Der folgende Link ist ein virtueller Brief von Covid an uns Menschen, der von einer Frau vorgelesen wird. Manch einen mag der schweizerische Akzent stören, aber der Text ist einfach gut:
Eigentlich lautet der Link
"https://youtu.be/WF3Sloj1vtw", aber er funktioniert mit der Blog-Funktion nicht. Er kann aber über die Suchbegriffe "Brief von Covid Danilo Calabrese Dem Virus eine Stimme geben" als Youtube-Video gefunden werden.
Wer lieber einer männlichen Stimme zuhören möchte, für den habe ich einen ähnlichen Brief gefunden:
Auch hier kann man das Video leider nicht über den eigentlichen Link "https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=535185154046201&id=14517479217418202"
aufrufen. Es geht aber mit den Suchbegriffen "Ein Brief von Covid-19 Biyon Kattilahu" als Facebook-Video.
Man sollte meinen, dass der erste Lockdown vielleicht zu einem neuen Denken führen würde. Aber nein - kaum kam der Sommer, konnte man angesichts des fast "normalen" Lebens glauben, bis auf Maske und Abstand gibt es kaum noch echte Einschränkungen. Und wenn man Nachrichten verfolgt, kämpfen anscheinend sowieso nur Europa und die USA mit dem Virus! Auch die Impfstoffe werden offenbar überwiegend in den finanzstarken Ländern verteilt!
Es wird schon wieder völlig egoistisch gehandelt, so als hätten andere Länder keine Probleme und bräuchten keine Hilfe. Anscheinend spielt Geld hierzulande keine Rolle, denn es werden Summen genannt und eingesetzt, dass einem schwindelig wird. Und gleichzeitig hat man bei der Entwicklung der Zahl der Erkrankungen das Gefühl, der ganze Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag: das Virus mutiert, symptomlose Kinder übertragen es offenbar mehr als angenommen, manche Menschen treffen sich unkontrolliert und ohne Sanktionierung in großen Gruppen und feiern Hochzeiten oder Gottesdienste oder Partys und scheren sich nicht um die Folgen, manche rufen offen zum Nichtbeachten der Hygieneregeln auf, das Pflegepersonal ist völlig überlastet, das Festhalten am angeblich "normalen" Schulunterricht ist eine Farce und immer mehr Menschen geraten in finanzielle Not.
Aber trotz aller Probleme stellen wir uns eine Frage nicht: WIE GEHEN WIR MIT DEM THEMA "TOD" UM?
Für mich gehört der Tod zum Leben, weil nur der Tod ihm einen Sinn gibt (siehe früheren Artikel). Aber im Moment wird meiner Meinung nach von der Politik vorgegaukelt, als könnten zumindest die Industrieländer sich mit reichlich Geld vom Sterben "freikaufen" und mit ihren Krankenhäusern und Impfstrategien Corona besiegen.
Vielleicht muss man aber auch akzeptieren, dass Corona so etwas wie Pest und Cholera im Mittelalter ist? Vielleicht wird man in 100 Jahren sagen "damals herrschte eine schlimme Zeit und viele Menschen starben weltweit"? Vielleicht reicht alles Geld der Welt nicht und man muss anerkennen, dass Corona stärker ist und man nicht jeden Menschen retten kann? Vielleicht könnte man in den Industrieländern auch mal über den Tellerrand schauen und die existenziellen Probleme ärmerer Länder sehen, in denen viele Menschen qualvoll an dieser oder anderen Krankheiten oder durch Krieg und Naturkatastrophen sterben, weil sie sich unseren Standard, den wir uns oft auf ihre Kosten erworben haben, nicht leisten können?
Ich halte mich nicht für unverwundbar und natürlich möchte ich behandelt werden, wenn es mich erwischen sollte. ABER NICHT UM JEDEN PREIS!!! Was nützt es mir, wenn man mich mit allen erdenklichen Mitteln rettet, das Virus sich aber über die Schleimhäute seinen Weg in mein Gehirn, Herz oder Lunge gesucht hat, irgendwas im Gehirn zerstört oder ich ein Pflegefall bleibe, weil ich keine 5 Meter mehr gehen kann und wegen des Pflegenotstands noch nicht einmal eine Einrichtung finde, in der ich vernünftig versorgt werde? Die Statistiken sprechen nur von "Genesenen" - über deren Zustand sagen sie nichts! Natürlich möchte ich nicht sofort "aufgegeben" und per Sterbehilfe ins Jenseits befördert werden. Aber wenn ich älter wäre oder Folgeschäden absehbar sind, würde ich einfach ab einem bestimmten Punkt nur keine Schmerzen haben und sterben wollen. Dann darf man mein Intensivbett gerne nutzen, um jemand fitteren zu retten.
Es wäre jetzt ein guter Zeitpunkt einzugestehen, dass nicht alle Kranken überleben werden, und über Sterbebegleitung / Palliativversorgung und menschenwürdige Sterbehilfe zu diskutieren. Aber diese Themen werden unter den Tisch gekehrt und man lässt die Ärzte im Stich, die bald vermutlich aufgrund knapper Intensivkapazitäten entscheiden müssen, wer gerettet werden soll und wer nicht.
Angesichts dieser Pandemie sollte jede(r) sich verpflichtet fühlen, über ihre/seine Vorstellungen zum "Tod" nachzudenken, sich über ihren/seinen Willen klar zu werden und per Patientenverfügung Regelungen zu treffen - und wenn man schon dabei ist, sich auch mal über wirkliche Werte und Wünsche im Leben Gedanken zu machen. Es könnte zu einem bewussteren und vielleicht glücklicheren Leben führen...
Beitrag vom 03.12.2020:
Heute morgen kam mir bei mir die Frage auf: was bedeutet für mich ein "erfülltes Leben"?
Ich habe viele Jahre mit Essstörungen gekämpft und habe versucht, sie mit starker Kontrolle und Kalorien-zählen oder sehr viel Sport in den Griff zu bekommen. Dies hat dazu geführt, dass ich eigentlich zu jeder Minute eines Tages sagen konnte, wie viele Kalorien ich an diesem Tag bisher zu mir genommen hatte. Ich kannte quasi alle Kalorienwerte aller Produkte und was ich nicht kannte, habe ich auch nicht gegessen. Für mich hätten die Speisekarten der Restaurants rechts keine Spalte für Preise, sondern für Kalorien haben müssen. Dann hätte ich mich sicher gefühlt und viel schneller eine Auswahl treffen können.
Im Laufe von drei Therapiephasen habe ich allerdings irgendwann erkannt, dass die Essanfälle nur ein Mittel waren, um mich zu "füllen". Sie konnten mir aber nicht das geben, was man mit "ERFÜLLUNG" beschreiben kann. Und das aus dem einfachen Grund, weil das Essen nicht das war, was ich persönlich für ein "erfülltes Leben" brauchte!
Ein wichtiger Schlüssel zur Überwindung dieser "Leere" war die Fokussierung auf den Wert der "Dankbarkeit". Ich meine damit nicht, dass man sich einreden soll, dass alles eigentlich gar nicht so schlimm ist, selbst wenn man sich schlecht fühlt. Wenn es einem wirklich nicht gut geht, kann und sollte man sich das auch eingestehen. Aber danach sollte man sich überlegen, ob es nicht irgendetwas gibt, für was man trotzdem dankbar sein kann.
Meine persönlichen Favoriten sind in solchen Momenten "mein Bett". "ein Dach über dem Kopf" sowie "fließend warmes Wasser". Solange ich diese Dinge habe, geht es mir nicht wirklich schlecht. Oder ich überlege mir, was ich machen kann, damit ich mich wieder etwas besser fühle. Das kann ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein nettes Buch oder eine Tasse Cappucino sein. Egal was - Hauptsache, man überlegt sich etwas und kommt ins Handeln und lobt sich selbst dann auch dafür, dass man einen Schritt nach vorn gemacht hat, egal wie klein er ist. Ich habe für mich dabei jedenfalls festgestellt, dass ich nicht sehr viel Materielles brauche, um mich innerlich glücklich zu fühlen.
Die wichtigste Veränderung gab es für mich allerdings durch den Buddhismus Nichiren Daishonins. Ich musste mich nicht mehr mit anderen vergleichen und konnte mich und auch andere Menschen mit meinen und ihren Eigenschaften besser akzeptieren. Da nach dieser Lehre jeder Mensch SEINE Aufgabe im Leben hat, versuche ich herauszufinden, was ich besonders gut kann, damit ich irgendeinen guten Beitrag zum Leben auf diesem Planeten leisten kann. In meinem Fall heißt das zum Beispiel, meine Arbeit möglichst so zu erledigen, dass damit anderen Menschen geholfen wird oder dass ich sie beim Ausfüllen von Formularen berate, wenn sie damit Schwierigkeiten haben.
Wahrscheinlich hat jeder Mensch eine andere Vorstellung von seiner persönlichen Aufgabe oder seinem Weg, sein Glück zu finden. Aber vermutlich hat die Unzufriedenheit von Menschen oder ihre Flucht in Süchte wie Essen, Rauchen oder Alkohol damit zu tun, dass sie eine innere Leere spüren, die sie mit solchen Mitteln füllen, verdrängen oder einfach nicht fühlen möchten.
Mit meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart wünsche ich jedem Menschen, dass er für sich etwas findet, was ihn ERFÜLLT und dabei anderen nicht schadet.
Es könnte so ein schönes Leben sein, wenn die Menschen die Suche nach einer echten Erfüllung zu ihrem Lebensziel machen und auf diesem Weg ihr Bestes für sich und andere geben würden.
Beitrag vom 10.11.2020:
Im vorangegangenen Beitrag habe ich beschrieben, dass nach dem Buddhismus Nichiren Daishonins erst der Tod dem Leben einen Sinn gibt.
Dennoch fürchten sich sicherlich viele Menschen vor dem Tod bzw. eigentlich wohl eher vor dem Prozess des Sterbens. Dieser Prozess kann tatsächlich sehr quälend sein und natürlich wünscht das wohl niemand für sich oder nahestehende Personen.
Vielleicht muss man dies auch als eine der größten Aufgaben sehen, die einem gestellt werden und die es zu bewältigen gilt. Und ich finde es im Buddhismus auch tröstlich, dass man dennoch - in welcher Form auch immer - Teil des Universums bleibt.
Demnach ist das Leben an sich ewig, weil alles Leben immer entweder aus einer aktiven Lebensphase oder einer latenten Todesphase besteht. Es wird oft mit einem Ozean verglichen: "Das Wasser ist wie die Lebenskraft des Universums. Die Wellen auf dem Ozean sind wie die verschiedenen Erscheinungsformen, in denen sich das Leben manifestiert, also z. B. wie die Menschen. Für eine gewisse Zeit ist eine solche Welle erkennbar und hat eine bestimmte Form. Und doch bleibt sie immer Teil des Ozeans, bleibt mit ihm verbunden. Und kehrt - im Tod - in ihn zurück. Unser Leben verschmilzt im Tod mit dem Universum. Ein schönes Bild. " (Forum Nr. 213 - Zeitschrift der SGI-D - S. 9 von Laurens Walter).
Und die Toten werden geehrt, "indem wir die Trauer überwinden und glücklich werden. Denn weil wir tief verbunden sind, nehmen wir den Verstorbenen mit in dieses Glück" (Forum Nr. 213 - S. 13 von Carola de Decker).
Ich liebe diese Aussagen, weil sie mir Mut machen für den Zeitpunkt, wenn ich persönlich mit dem Thema konfrontiert werde, und mit denen ich z. B. meiner Mutter vor ein paar Wochen auch Mut machen konnte, als sie eine Krankheitsphase hatte. Sie fand insbesondere die Verbundenheit sehr tröstlich.
Vor allem mag ich an dieser Philosophie, dass sie dem Tod entgegen der christlichen Unterteilung des späteren "Aufenthaltsortes" in Himmel oder Hölle den Charakter einer "Abrechnung vor dem jüngsten Gericht" nimmt.
Es ist nur der Wechsel zwischen zwei Lebensphasen und ich hoffe für mich und alle Menschen, dass wir ihn zu gegebener Zeit mit Zuversicht bewältigen.